Harnröhrenkatheter (Dauerkatheter, Einmalkatheter)

 

Harnröhrenkatheter kommen in der Urologie und allgemein in der Medizin häufig zum Einsatz. Ihre Anwendung muss aber gut überlegt sein. Vor allem als Dauerlösung sind Harnröhrenkatheter sehr kritisch zu sehen und es sollten immer alle Alternativen geprüft werden. Hierbei helfen wir ihnen. Die folgenden Informationen sollen ihnen als Vorbereitung dienen.

Harnröhrenkatheter_Urologie_Amriswil 
 Abb1: Verlauf des Harnröhrenkatheter beim Mann

Arten von Harnröhrenkatheter

Es gibt eine Viehlzahl von Harnröhrenkathetern.

Im Grundprinzip unterscheidet man aber zwei Arten abhängig von der Anwendungsdauer:

  • Einmalkatheter: bleiben nur kurzfristig in der Harnblase und werden nach Ablassen des Urins unmittelbar wieder entfernt
  • Dauerkatheter: bleiben für mehrere Wochen in der Harnblase und dienen zur längeren oder dauerhaften Harnableitung

Neben diesen 2 Arten unterscheidet man noch viele weitere Kathetertypen:

  • je nach Grund und Ziel der Kathetereinlage: Spülkatheter, Instillationskatheter, Bougierungskatheter, Neoblasenkatheter
  • nach Material: Silikon, PVC, Latex, Kautschuk
  • nach Art und Form der Spitze: Tiemann, Nelaton, Mercier, Dufour, 
 Urologie_Amriswil_Kathetertypen  Urologie_Amriswil_Kathetertypen_Material
 Kathetersspitzen: oben gerade und unten gebogen  Kathetermaterial: oben Silikon und unten Latex

 Vor- und Nachteile von Harnröhrenkathetern 

Vorteile eines über die Harnröhre eingelegten Katheter (Fachbegriff: transurethral) sind:
  • Einfacher und natürlicher Zugang mit einfacher Einlage, kaum Schwierigkeiten
  • Vorerkrankungen oder Blutvedünnung spielen keine Rolle 
Nachteile eines Harnröhrenkatheter sind die zahlreichen möglichen Komplikationen wie Harnröhrenverletzung, Harnröhrenstrikturen oder Blasensteine oder Verkrustungen und Verklebungen des Katheter. Auch werden Harnröhrenkatheter im Vergleich zu Bauchdeckenkathetern deutlich schlechter vertragen.
Hauptproblem sind aber Infektionen. Diese können neben Blasen- und Nierenbeckenentzündung auch zur Prostata-, Nebenhoden- und Harnröhreninfektion führen. Und diese Gefährung nimmt zu mit der Liegedauer des Katheters und ob ein Katheter in Heim oder Spital gelegt wurde.


Wie kommen Keime über den Katheter in die Blase?

Keime kommen in die Harnblase und die Harnorgane über 2 Wege: intraluminal und extraluminal. 

Intraluminal heisst, dass die Keime durch den Katheter hindurch in die Harnblase aufsteigen. Dieser Weg kann durch eine strenge Hygiene deutlich reduziert werden. extraluminal heisst, dass die Keime an der Aussenseite des Katheters zwischen Harnröhrenwand und Katheter in die Harnblase aufsteigen und dann Infekte auslösen. Typische durch Dauerkatheter ausgelöste Infekte betreffen die Prostata (Fachbegriff: Prostatitis), die Nebenhoden (Fachbegriff: Epididymitis) sowie die Harnröhre (Fachbegriff: Urethritis). Ursächlich dafür sind die Reaktion des Körper auf den Fremdkörper Katheter und der Schleim, der sich zwischen Katheter und innerer Harnröhrenauskleidung bildet. Über diesen können Keime der Darm- und Genitalflora entlang des Katheters emporkriechen. Das ist ein unausweichliches Geschehen, welches sich bei jedem Harnröhren-Dauerkatheter findet und nach 2 Wochen zur Bakteriurie (Fachausdruck für Keime im Urin ohne Beschwerden) führt und unter Umständen auch Infekte auslösen kann.

Keimwege entlang des Katheter_Urologie_Amriswil

 Welches ist der ideale Katheter für meine Beschwerden?

Der ideale Katheter ist der den man nicht braucht. Deswegen ist es wichtig immer genau zu prüfen, ob wirklich ein Katheter dauerhaft oder länger in der Harnröhre verbleiben muss und ob nicht eine der Alternativen möglich wäre: steriler Selbstkatheterismus oder ein Bauchdeckenkatheter.

Muss es doch ein Harnröhrendauerkatheter sein, dann werden meistens Silikonkatheter mit einer Grösse von 14 oder 16 Charriere. Diese Katheter müssen in der Regel alle 6-8 Wochen gewechselt werden, bei einigen Patienten sogar erst alle 10 Wochen.

Harnröhrenkatheter im Set gerichtet_Urologie_Amriswil